MERKMALE DER LANG-STEREOTESTS, WISSENSCHAFTLICHE ARTIKEL
LANG-STEREOTEST® und LANG-STEREOPAD®
Entwicklung und Merkmale:
Der LANG-STEREOTEST® wurde anfangs der 80er Jahre vom Schweizer Ophthalmologen Joseph Lang entwickelt. Er dient zur einfachen Stereopsisprüfung bei Kindern und Kleinkindern, aber auch bei Erwachsenen und findet ungebrochene grosse Beliebtheit bei Augenärzten, Kinderärzten und Ärzten die in der Grundversorgung und Prävention tätig sind. Es sind zwei in ihrer Aussagekraft identische Versionen (LANG-STEREOTEST I und II) erhältlich, beide mit jeweils drei unterschiedlichen räumlich erkennbaren Bildmotiven. Der LANG-STEREOTEST II enthält zusätzlich ein einäugig erkennbares Motiv (Stern). Die Testkarten sind robust und dank ihres handlichen Postkartenformats leicht mitzutragen. Sie werden mit einer passenden Schutzhülle, einer Kurzanleitung sowie einer ausführlichen, in mehreren Sprachen verfügbaren Testbeschreibung vertrieben.
Das LANG-STEREOPAD® ist ein neues Testsystem, welches das gleiche Prinzip wie die bewährten LANG-STEREOTEST I und II verwendet. Es wurde geschaffen, um die Hauptfunktion der letzteren, das einfache Stereopsis-Screening zu ergänzen mit der sog. Preferential Looking-Methode, sowie mit der stufenweisen Bestimmung der Stereosehschwelle in der täglichen orthoptischen und pädiatrischen Praxis. Damit wird vor allem die Testung von Kindern im präverbalen Alter verbessert. Die Untersuchung mittels Preferential Looking Verfahren ermöglicht nun auch die Testung von Patienten mit einer Aphasie.
Bedeutung des Tiefensehens:
Das Tiefensehen (Stereopsis) kann als die höchste Vollendungsstufe des beidäugigen Sehens bezeichnet werden und stellt damit eine der bedeutsamsten Teilfunktionen des menschlichen Gesichtssinnes dar. Zwar ist in begrenztem Mass ein Tiefensehen mit nur einem Auge möglich, zB dank Perspektive und Schattenwirkung oder paralleler Verschiebung, ebenso bei bestimmten Formen des Schielens (mit sog. anomaler Netzhautkorrespondenz). Eine gänzlich fehlende oder beschränkte Stereopsis kann jedoch in vielen Lebensbereichen und Berufen zu namhaften Behinderungen führen, ein Grund weshalb diese Funktion schon frühzeitig beim Kleinkind und auch vor der Ausbildung für Berufe, die ein exaktes räumliches Sehvermögen erfordern, regelmässig überprüft werden soll.
Funktionsprinzip des LANG-STEREOTEST® und des LANG-STEREOPAD®:
Im LANG-STEREOTEST® wurden zwei Funktionsprinzipien von Stereogrammen erstmals vereint, nämlich dasjenige der Random-Dots sowie das Zylinderrasterverfahren. Die Random-Dots oder stochastisch (zufällig) angeordneten Punkte nach Julesz finden ihre Anwendung in verschiedenen Stereogrammen, die mit polarisierten Gläsern oder mit der rot-grün-Brille aebeiten. Monokular betrachtet zeigen diese Stereogramme keine Formen, während bei binäkolurarer Betrachtung querdisparat verschobene Bereiche als räumlich versetzt erkannt werden.
Das Zylinderrasterverfahren geht auf den Zürcher Augenarzt und Physiologen W.R. Hess (Nobelpreis 1949) zurück, der es 1912 patentieren liess. Die Trennung der Eindrücke beider Augen geschieht durch ein System von feinen, parallel angeordneten Halbzylindern. Unter jedem Plan-Zylinder befinden sich je zwei Bildstreifen, wobei der eine nur vom linken, der andere nur vom rechten Auge gesehen wird.
Besonderheit im Vergleich zu anderen Stereotest-Verfahren:
Die Kombination dieser beiden Verfahren im LANG-STEREOTEST® und ebenso im LANG-STEREOPAD® hat gegenüber anderen Systemen den grossen Vorteil, dass dem Patienten zur Untersuchung keine Brille mehr aufgesetzt werden muss, was besonders die Anwendung bei Kindern und Kleinkindern sowie die Beobachtung der Augenbewegung ganz entschieden erleichtert. Andere gebräuchliche sog. haploskopische Testverfahren wie zB der Titmus Test beruhen auf Polarisation und erfordern deshalb eine besondere Brille. Der TNO-Test verwendet die Rot-Grün-Trennung und benötigt ebenfalls eine entsprechende Rot-Grün-Brille. Beim LANG-STEREOTEST® und beim LANG-STEREOPAD® dagegen wird die Aufteilung in haploskopische Bilder durch den Zylinderraster (oder Linsenraster), der sich auf der Testoberfläche befindet, gewährleistet.
Durch die Verwendung der Random Dots und das Fehlen von Bildkonturen bleiben beim LANG-STEREOTEST® und beim LANG-STEREOPAD®, ähnlich wie bei anderen Tests welche dieses Prinzip verwenden, sämtliche monokularen stereoskopischen Reize ausgeschaltet. Die Querdisparation allein ruft eine räumliche Empfindung hervor und ermöglicht die exakte Wahrnehmung der Formen. Im Hinblick darauf, dass vor allem Kinder untersucht werden sollten, wurden drei Motive gewählt, welche auch den frühen Altersstufen bereits geläufig sind. Die drei Test-Motive - beim LANG-STEREOTEST I die Katze, der Stern, und das Auto, beim LANG-STEREOTEST II der Elefant der Geländewagen sowie der Halbmond - weisen in der genannten Reihenfolge unterschiedliche Tiefenabstände auf, wobei sich die Katze am bzw. der Elefant am weitesten vorne befindet.
Beim LANG-STEREOPAD® werden als Test-Motive 2x der Stern (mit 1000'' und 50'', das Motiv Auto mit 600'', die Katze mit 400'' sowie die Mondsichel mit 200'' und die Sonne mit 100'' verwendet. Jedes dieser Motive ist einzeln auf einer magnetischen Testkarte angebracht, und bei der Testung können einzelne oder mehrere Testkarten gleichzeitig in beliebiger Anordnung dargeboten werden. Die Abstufung der Querdisparitäten erlaubt die Bestimmung der individuellen Stereo-Schwelle.
Detaillierte Angaben zur Funktionsweise und dem Preferential-Looking-Verfahren finden sich in der Anleitung, welche als PDF heruntergeladen werden kann.
Wissenschaftliche Artikel PDF
Titel
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Autor | Jahr |
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Grenzen und Möglichkeiten des Lang-Stereotests. | S. Entacher, R.E. Resch |
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Statistical evaluation in pediatric patients of the new Lang Stereopad test: a preliminary report. Free paper at ESA Congress Helsinki 2019 June 6th | A.C. Piantanida M.D., M. Spera Orth., Nobili R. Orth., G. Gerosa Orth. and Tranquillini M. Orth. C.O.L. Centro Oculistico Lariano, Cernobbio (Como), Italy. |
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Video Game Vision Syndrome: A New Clinical Picture in Children? | C.Rechichi, G.De Mojà, P.Aragona | 2017 | |
Statistical Evaluation in Pediatric Patient of LANG-STEREOTEST I for the Diagnosis of Microesotropia in Daily Practice | D. Allegrini, M. Spera-Orth, L. Rossetti, L. Ottobelli, A.C.Piantanida | 2016 | |
Stereo tests as a screening tool for strabismus: which is the best choice? | Ch.Ancona, M.Stoppani, V.Odazio, C.La Spina, G.Corradetti, F. Bandello | 2014 | |
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The Congenital Strabismus Syndrome |
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Web Links
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